Haut-Koenigsbourg
Neuaufbau 1901 bis 1908
Neuaufbau
Infolge des Deutsch-Französischen Krieges wurde das Elsass, das zwischenzeitlich zu Frankreich gehört hatte, 1871 an das Deutsche Reich abgetreten. Im Jahre 1899 schenkte die Stadt Schlettstadt die Burg Kaiser Wilhelm II., der sie in den Jahren 1901–1908 durch den Bremer Architekten, Denkmalpfleger und Burgenforscher Bodo Ebhardt restaurieren ließ. Die Wiederherstellung erfolgte auf Grundlage von denkmalpflegerischen Befunden im annähernden Zustand des 15. Jahrhunderts.[4] Der Bau kostete über zwei Millionen Mark, die zum großen Teil von Elsass-Lothringen bezahlt werden musste. Der Kaiser selbst finanzierte die ersten Arbeiten mit 100.000 Mark aus seiner Privatschatulle. Die Arbeiten wurden mit modernsten Mitteln durchgeführt. Vom Steinbruch zur Ruine wurde die ca. 2 km lange Feldbahn der Hohkönigsburg gebaut. Eine Dampfmaschine trieb einen Generator an, der elektrischen Strom für die Beleuchtung und zwei elektrische Kräne erzeugte.
Feldbahn der Hohkönigsburg
Die Feldbahn der Hohkönigsburg (französisch Voie ferrée du château du Haut-Koenigsbourg) war eine von 1902 bis 1908 mit einer Dampflokomotive betriebene Baustellenbahn in der Hohkönigsburg bei Schlettstadt im Elsass.
Die von Kaiser Wilhelm II. in Auftrag gegebene Restauration der Hohkönigsburg dauerte von 1900 bis 1908. Bis zu 220 Bauarbeiter und gewaltige Mittel wurden dafür eingesetzt. So wurde eine Dampflokomotive angeschafft, die auf einem auf Holzschwellen verlegten Gleis mit einer Spurweite von 600 mm zwischen dem Ostteil und dem Westteil der Baustelle verkehrte. Sie diente dazu, die Steinblöcke aus dem nahegelegenen Steinbruch zu befördern.
Hohkönigsburg bei Schlettstadt, während der Wiederherstellung.
Vorderansicht, vor dem Eingang

Ehemaliger Streckenverlauf um 1905 auf einer Karte von 2022
Wiederherstellung der Hohkönigsburg durch Kaiser Wilhelm II (Architekt: Bodo Ebhardt)


Bodo Eberhard Kaiser Wilhelm II
Lokomotive
1902 wurde eine 5 t schwere zweiachsige Krauss-Lokomotive beschafft, die aus Düsseldorf stammte. 30 Pferde waren nötig, um die Dampflok, die von den Arbeitern Hilda genannt wurde, vom 176 m über dem Meer gelegenen Bahnhof in Schlettstadt auf die auf 757 m über dem Meer gelegene Feldbahnstrecke zu transportieren.[2][3][4]
Nach acht Jahren Bauzeit fand im Rahmen einer großen Feier mit festlicher Musik und historischen Kostümen bei Regenwetter die Einweihung statt.
Victoria Luise von Preussen , die Tochter Kaiser Wilhelms II., schilderte von dieser in ihren Lebenserinnerungen:
„Die Hohkönigsburg, an der zahlreiche Erinnerungen deutscher Geschichte haften, war meinem Vater bei einem Besuch von Schlettstadt vom Bürgermeister als Geschenk geboten worden. Er hatte es angenommen und eine umfassende Restaurierung in die Wege geleitet. Rund zehn Jahre danach standen wir dann an einem Maitag zur Einweihung an der mächtigen Burg. Unser Blick glitt über die weite Ebene des Rheintals, hinüber zu den langgestreckten Höhen des Schwarzwaldes und bis zu der in der Ferne schimmernden Alpenkette. In seiner Ansprache wies mein Vater auf die ereignisreiche Vergangenheit hin: ‚Die Geschichte nennt uns eine ganze Reihe von Namen aus erlauchten Fürstenhäusern und edlen Geschlechtern als Eigentümer, Pfandbesitzer und Lehensträger, zuvörderst die Kaiser aus dem Hause Hohenstaufen und dem Hause Habsburg, dann die Herzöge von Lothringen und Unterelsaß, die Landgrafen von Werd, die Herren von Rathsamhausen, von Oettingen und von Berckheim, die Grafen von Thierstein, deren großartiger Bau nun wieder erstanden ist, die Ritter von Sickingen, deren Einzug in die Burg uns heute so trefflich vorgeführt ist, und die Freiherren von Bollweiler und Fugger. Nun ist die Burg wieder Eigentum des Deutschen Kaisers geworden.‘ Dann sagte er: ‚Möge die Hohkönigsburg hier im Westen des Reiches, wie die Marienburg im Osten, als ein Wahrzeichen deutscher Kultur und Macht bis in die fernsten Zeiten erhalten bleiben.
Zwei Jahre später wurden an der Grenze zu Polen das Residenzschloss Posen sowie im Norden Deutschlands, nahe der Grenze zu Dänemark, die nach dem symbolträchtigen Vorbild der Marienburg geschaffene Marineschule Mürwik, das sogenannte Rote Schloss am Meer, vom Kaiser eingeweiht.
Der elsässische Künstler Jean-Jacques Waltz, der als frankophiler Elsässer kein Freund der deutschen Vereinnahmung der elsässischen Geschichte war, veröffentlichte kurze Zeit nach der Einweihung der Hohkönigsburg eine Serie von Bildern Die Hohkönigsburg im Wasgenwald und ihre Einweihung, die sich über den deutschtümelnden Pomp lustig machte, die Texte dazu soll ein Prof. Dr. Knatschke (Waltz selbst) verfasst haben.