Weieissabgleich
Weißabgleich erklärt | Kamera und White Balance einstellen
Weißabgleich – was ist das überhaupt und warum solltest du die Farbe „Weiß“ überhaupt „abgleichen“, und womit? Weiß bleibt schließlich Weiß – das weiß doch jeder, nur deine Kamera nicht.
Warum Weißabgleich?
Ganz einfach: weil du Fotograf bist und eine Kamera bedienst, die deinem menschlichen Auge weit unterlegen ist. Dein Gehirn schöpft aus seinem Erfahrungsschatz, wenn du morgens an einer Haltestelle stehst, und sagt dir, ob das vorbeifahrende Auto ein strahlend weißer Porsche oder ein Taxi in eierschalengelb ist. Beide haben einen Weißanteil und deine Aufgabe ist es, deiner Kamera zu sagen, wie die Wirklichkeit, also wie weiße Farbe, in diesem Moment aussieht.
Um zu definieren, dass der Porsche für deine Kamera weiß und das Taxi gelb sein soll, führst du eine Farbanpassung an die aktuellen Lichtverhältnisse durch. Und diese Farbanpassung ist nichts anderes als der Weißabgleich.
Weißabgleich = Farbanpassung


Ohne
Mit
Den Weißabgleich durchführen: Automatisch oder Manuell
Nach der Theorie endlich zur Praxis. Wie führst du den Weißabgleich nun eigentlich durch, um Farbstiche zu vermeiden? Du hast grundsätzlich die Wahl, ob du die Farbanpassung etwas aufwendiger manuell vornimmst, indem du beispielsweise ein weißes Blatt Papier fotografierst, oder deiner DSLR eine Chance geben möchtest, den richtigen Weißwert deines Fotos zu „erraten“. Letzteres entspricht dem vollautomatischen Weißabgleich, der auch gleich den Beginn einer kleinen Übersicht bilden soll:
Vollautomatischer Weißabgleich
Der vollautomatische Weißabgleich ist zweifelsfrei der komfortabelste für uns Fotografen – aber auch am anfälligsten für Fehler. Deine DSLR sucht sich ganz einfach die hellste Stelle im Bildausschnitt und nimmt an, dass diese am ehesten einem neutralen Weiß entspricht. Alle übrigen Farben im Bild passt deine Kamera dann auf das „vermeintliche“ Weiß in deinem Foto an. Das funktioniert erstaunlich gut beim Fotografieren in einheitlicher Lichtstimmung, zum Beispiel in geschlossenen Räumen. Bei schwierigen Lichtverhältnissen rät deine DSLR oft falsch und weiß nie so genau, ob der bedeckte Himmel, die durchbrechenden Sonnenstrahlen oder der feine Sandstrand einem „echten Weiß“ am nächsten kommen.
Halbautomatischer Weißabgleich
Beim halbautomatischen Weißabgleich teilen sich du und deine DSLR die Arbeit – mit weitaus zuverlässigeren Ergebnissen als in der Vollautomatik. Du greifst deiner Spiegelreflexkamera unter die Arme, in dem du von vorne herein bestimmst, ob du bei bewölktem Himmel, in grellem Kunstlicht oder bei strahlendem Sonnenschein fotografierst. Diese hilfreiche Voreinstellung findet sich meist im WB bzw. AWB-Menü deiner Kamerasoftware. Nach deiner Wahl nimmt deine DSLR eine Anpassung der Farbtemperatur (Kelvin) vor, um weiße Objekte auch als solche im finalen Foto auszugeben.
Als kleines Dankeschön dafür, dass du deiner Kamera den Weißabgleich abgenommen hast, löst sie etwas schneller aus. Klar, denn auf die Suche nach einem geeigneten Weißpunkt muss sie erst gar nicht mehr gehen, bevor sie das Foto auf die Speicherkarte schreibt. Die Möglichkeiten des halbautomatischen Weißabgleichs beschränken sich dabei auf die folgenden Situationen:
Manueller Weißabgleich
Mit dem manuellen Weißabgleich gehst du auf Nummer sicher, hilfst deiner DSLR bei einer exakten Einstellung der Farbtemperatur und vermeidest somit unansehnliche Farbstiche in deinem Foto. Einerseits ist der manuelle Weißabgleich mit einem kleinen Mehraufwand verbunden, andererseits unverzichtbar, wenn sich keine weißen Objekte in deinem Bildausschnitt befinden, an denen sich deine Kamera orientieren kann. Du gehst dabei wie folgt vor:
In den Kameraeinstellungen legst du zunächst fest, dass das nächste von dir geschossene Foto alleine einem korrekten Weißabgleich dient. Anstelle des schönen Meerespanoramas fotografierst du also erst einmal ein weißes Objekt, um deine DSLR auf die aktuelle Farbtemperatur „einzustimmen“. Dieses Foto legst du anschließend als Referenz fest, um deiner Kamera zu sagen, dass alle nun folgenden Bilder unter diesen Lichtverhältnissen fotografiert wurden. Das heißt natürlich auch, dass du für eine neue Szenerie einen neuen Weißabgleich vornehmen musst.
Ein weißes Blatt Papier macht hier einen guten ersten Job. Das Papier platzierst du – je nachdem, was du fotografieren möchtest – formatfüllend, in kurzem Abstand vor der Linse oder auf Höhe deines Motivs. Fotografierst du also besagtes Meerespanorama, ist ein korrekter Weißabgleich vom „kompletten“ Umgebungslicht abhängig, daher fotografierst du das Blatt in relativ geringem Abstand zur Kamera. Praktisch so, dass das Umgebungslicht von ihm aufgenommen werden kann. Fotografierst du dagegen ein Objekt, das sich beispielsweise unter einer Schreibtischlampe in einem abgedunkelten Raum befindet, sollte das Papier an der Stelle deines Motives platziert werden.
Letzteres benötigt möglicherweise die Umstellung der Lichtmessung auf „Spotmessung„, denn hierbei berücksichtigt der Sensor lediglich einen kleinen Bildausschnitt für die Helligkeitsmessung. Optimalerweise den Radius, den das Blatt Papier abdeckt. Alternativ zoomst du einfach ein Stückchen hinein, um das Blatt formatfüllend abzulichten.
Optimal: Manueller Weißabgleich mit Graukarte
Sicher, in der Not funktioniert der Weißabgleich mit einem Stück Papier ganz gut, aber erst mit dem Einsatz einer sogenannten Graukarte erzielst du perfekte Ergebnisse in Sachen Farbtemperatur. Papier ist – weil häufig chemisch behandelt –strahlender als die Zähne von Naddel und somit unnatürlich weiß. Resultat sind unschöne Gelbstiche in deiner Fotografie.
Ein Weißabgleich mit einer Graukarte schafft Abhilfe. Die beschichtete Papp- oder Plastikkarte in „neutralem Grau“ reflektiert rund 18 % des einfallenden Lichtes. Für Zahlenfreunde: Es sind genau 17,68 %. Dieser ausgeklügelte Wert sorgt dafür, dass ein zuverlässiger Weißabgleich unabhängig vom Umgebungslicht (Tages-, Kunstlicht etc.) durchgeführt werden kann. Denn: Fotografierst du eine Graukarte, ist das daraus resultierende, graue Bild auf deinem Monitor farbecht. Hier ist Grau gleich Grau – ganz ohne Abweichungen. Es ist also sinnvoll, sich an diesem echten, unverfälschten Grau zu orientieren, um umliegende Objekte daran auszurichten und farbecht abzulichten.
Graukarten: Einsatzgebiete und ihre Grenzen
Der Weißabgleich über eine Graukarte ist in den meisten Fällen sinnvoll und vor allem dann empfehlenswert, wenn du im JPG-Modus fotografierst. Denn anders als beim mächtigen RAW-Format ist ein nachträglicher Weißabgleich am PC nur eingeschränkt möglich. Für „wichtige“ Fotos solltest du den Umstand von Referenzfotos daher nicht scheuen.
An die Grenzen einer Graukarte gelangst du allerdings, wenn du weit entfernte Objekte fotografieren möchtest, die außerhalb deiner Reichweite oder des direkten Umgebungslichtes liegen. Ein im Nebel liegender, schneebedeckter Berggipfel, den du mit deinem Teleobjektiv anvisierst, ist ein gutes Beispiel dafür. Oder der im Schatten liegende Löwe, den du aus dem Jeep bei 400 mm Brennweite ablichten möchtest.
Abgesehen von derartigen Spezialfällen ist eine Graukarte eine durchaus sinnvolle Ergänzung deiner Fotoausrüstung.
Graukarte
